Im Bild: Gedächtniskirche Speyer

Im Bild: Gestuehl

Stadtkirche Oberndorf, Neckar

Komponenten

einer Kirchenbeschallungsanlage


Aktuelle Beschallungssysteme für Kirchen sind eine Kombination aus hochspezialisierten Geräten, die jedes für sich bestimmte Kriterien erfüllen muss. Dabei ist eine Vielzahl von Geräten am Markt erhältlich, die für die Beschallung von Kirchenräumen je nach raumakustischen Gegebenheiten geeignet sind.


1   Mikrofone

2   Mischpulte

3   Noisegates (Geräuschfilter) und Kompressoren

 Equalizer / Controller

5   Verstärker

6   Lautsprecher

 Induktionsschleifen für Hörgeräte


1   Mikrofone für Kirchen


Mikrofone wandeln Schallwellen in elektrische Wellen. Sie unterscheiden sich in ihrem technischen Aufbau, ihrer Empfindlichkeit, in der Richtcharakteristik und in ihrem spezifischen Klangcharakter.

Bei der Mikrofonkapsel ist abzuwägen zwischen feinster Detailübertragung (Kondensatorkapsel) und der Fokussierung auf die Schallquelle durch Ausblendung von Raumreflexionen (dynamische Kapsel).

Bei der Richtcharakteristik sollte Niere oder je nach akustischer Gegebenheit Hyperniere gewählt werden. Niemals Kugel, da man damit Rückkopplungsprobleme nicht vermeiden kann.

Mikrofone sind in der Regel langlebig und müssen bei Neuanschaffung einer Anlage nicht unbedingt erneuert werden, sofern sie noch in gutem Zustand sind.



2   Mischpulte für Kirchen


Mischpulte sammeln die Eingangssignale und verteilen sie auf die Verstärker und Lautsprecher. Zudem geben sie die Möglichkeit des Lautstärkeabgleichs der Signale und der klanglichen Anpassung mit der Klangregelung. Sie unterscheiden sich besonders in der Anzahl der Kanäle und der Ausstattung mit Klangregelung und Monitorwegen.

Das Mischpult ist das Nadelöhr der gesamten Beschallungsanlage, weil hier alle Signale irgendwie hindurch müssen. Deshalb sollte man hier auf Flexibilität für alle möglichen Einsätze achten und nicht sparen. - Keine Angst vor grösseren Mischpulten, diese sind nicht wirklich komplizierter als kleine. Und mit Standarteinstellungen lässt sich auch für Laien gut arbeiten.

In der Regel zählt man ab, wie viele Kanäle man braucht. Z.B. 3 x Mikrophon für Altar, Pult und Kanzel, 2 x Sendermikrophon, 2 x CD (stereo), 1 x akustische Gitarre, 2 x Keyboard (stereo), 1 x Flöte, 1 x Sologesang, 4 x Chor ...  man kommt sehr schnell auf 16 Kanäle bei besonderen Anlässen, wie einem Kindermusical etc.


Analoge Mischpulte bieten mit ihren Drehknöpfen und Schiebereglern einen schnellen Zugang und relativ einfache Bedienbarkeit sowie auch höchste Kompatibilität beim Anschluss von Instrumenten und zusätzlichen Mikrofonen oder Peripheriegeräten.


Digitale Mischpulte bieten den Vorteil der Speicherung verschiedener Mischszenen. Die Bedienung ist im Detail meist komplexer als bei analogen Pulten. Dafür sind mehr Funktionen wie Kompression und Laufzeitverzögerung integriert und es gibt die Möglichkeit der Fernsteuerung.


Automatikmischer haben den scheinbaren Vorteil der vollautomatischen Regelung aller Signale. Die meisten Automatikregelungen geben dem Kanal mit dem höchsten Signalpegel die Priorität über die anderen Kanäle und schalten die schwächeren Signale ab. Dies ist häufig von Vorteil, allerdings ist dies nicht immer das gewünschte Ergebnis. An den Automatikmischern kann man zwar nichts falsch machen, weil fast keine Regler vorhanden sind, man kann aber auch an der Klangregelung nichts ändern und kein weiteres Instrument oder Mikrofon einfach mal schnell zusätzlich anschließen und zumischen.


So ist schon die Wahl des richtigen Mischpultes eine komplexe Frage, bei der viele Gesichtspunkte gut abgewogen werden sollten.



3   Noisegates (Geräuschfilter) und Kompressoren


Noisegates (Geräuschfilter) öffnen einen Mikrofonkanal nur bei Benutzung, d.h. beim Überschreiten einer eingestellten Lautstärkeschwelle. Was zunächst als Allheilmittel erscheint, hat aber in der Praxis seine Tücken. Denn die Signalstärke eines unerwünschten Signals, wie z.B. der Orgel oder des Posaunenchors, liegt weit höher als die Lautstärke einer dezent ansetzenden Sprechstimme beim Gebet. Dies bedeutet dann: Offenes Mikrofon bei lauteren Umgebungsgeräuschen oder zu spät reagierendes Mikrofon bei Sprache.

Unproblematischer sind dagegen Kompressoren und Limiter, die einfach nur die maximale Lautstärke begrenzen und damit die Anlage vor Übersteuerung schützen.



4   Equalizer / Controller (detaillierte Klangregelung)


Mit einem 31-Band Equalizer bzw. einem digitalen Controller kann man sehr differenziert den Klang der Anlage auf den Klangcharakter des Raumes anpassen. So kann eine sehr helle oder dunkle Akustik ausgeglichen werden. Auch Resonanzfrequenzen des Raumes und Problemfrequenzen für Rückkopplungen können hier ausgeblendet werden. Der EQ bzw. Controller wird in der Regel einmal vom Fachmann bei der Einmessung auf die Raumakustik angepasst und bleibt fest eingestellt.



5   Verstärker


Falls man bei den Lautsprechern nicht zu Aktivlautsprechern mit eingebautem Verstärker greift, braucht man eine „Endstufe", die die Signale aus dem Mischpult verstärkt und den Lautsprechern zuführt. Die Leistung dieses Verstärkers muss auf die Lautsprecher und die Raumgröße angepasst sein. Falls der Verstärker nicht in einem getrennten Raum stehen kann, muss man evtl. auf Lüftergeräusche achten, die in stillen Situationen (Gebet) störend sein könnten.



6   Kirchenlautsprecher


Die Lautsprecher prägen nach der Raumakustik am stärksten den Klang der Gesamtanlage.

Man unterscheidet Zweiweg-Systeme mit eingebauter Frequenzweiche und separaten Lautsprechern für Bass- und Mitten-Hochtonbereich von Schallzeilen, die aus mehreren gleichen Lautsprechern bestehen. Klanglich sind die Zweiwegsysteme klar im Vorteil: Ihre Mittelhochtonhörner sorgen für eine sehr gleichmäßige Verteilung der für die Sprachverständlichkeit wichtigen mittleren und hohen Frequenzen im Raum, während die Tieftöner die Grundfrequenzen sehr musikalisch übertragen.

In der Richtwirkung können Schallzeilen bei schwierigen akustischen Bedingungen Vorteile haben. Diese senden einen horizontal breiten und vertikal engen Schallkeil aus. Dies ist dann gewünscht, wenn die Umgebung einen hohen Anteil an Reflexionsschall erzeugt. Allerdings geht dies mit einer ungleichmäßigeren Schallausbreitung, mit Phasenauslöschungen und mit einer lautsprechertypischen Klangfärbung einher. Im Frequenzgang sind die tiefen Oktaven unterrepräsentiert, während die hohen Frequenzen im Abstrahlwinkel zunehmend enger wiedergegeben werden.


Weiter zu unterscheiden sind „aktive" Systeme mit eingebauten und auf die Lautsprecher angepassten Verstärkern, auch mit getrennten Verstärkern für Hoch- und Tieftonbereich oder für jeden einzelnen Lautsprecher einer Schallzeile. Aktivsysteme haben den Vorteil, dass keine Leitungsverluste in evtl. langen Lautsprecherkabeln auftreten. Bei aktiven Line-Arrays mit je einer Endstufe pro enthaltenem Lautsprecher ist eine Richtungsänderung der Schallabstrahlung programmierbar. Dies hat den Effekt, dass eine senkrecht installierte Lautsprecherzeile den Schall auf die Zuhörerschaft neigen und der vertikale Abstrahlwinkel angepasst werden kann.


Klanglich ist bei allen Systemen auf einen breiten und ausgewogenen Frequenzgang, geringe Verzerrungen und eine auf die Raumakustik angepasste Richtwirkung zu achten. Sprachverständlichkeit (natürliche Übertragung der mittleren und hohen Frequenzen ohne Basslastigkeit) und Musiktauglichkeit (Impulsfestigkeit, Belastbarkeit, Bassübertragung) sollten sowohl als auch gewährleistet sein und schliessen sich gegenseitig nicht aus.

Größe, Farbe und Design der Gehäuse sollen dem Kirchenraum angepasst werden.


 

7   Induktive Höranlagen


Induktionsanlagen übertragen das Signal der Mikrofone per magnetischer Induktion direkt an Hörgeräte, die auf diesen Empfangsmodus umgestellt sind, sofern sie diese Funktion besitzen.

Mit einer Induktionsschleife werden die Signale aus dem Mischpult direkt und ohne zusätzliche Raumreflexionen über elektromagnetische Wellen an das Hörgerät übertragen. Induktionsanlagen lassen sich an jede Beschallungsanlage zusätzlich anschließen und sind unabhängig von anderen Komponenten. Bei der Installation einer neuen Beschallungsanlage können bisherige Induktionsschleifen meist problemlos weiterverwendet werden.


Für Menschen mit stärkerer Hörbeinträchtigung ist die Induktion ein gutes Hilfsmittel, um an der Kommunikation teilnehmen zu können. Daher ist in einigen Bundesländern und der Schweiz die Ausstattung öffentlicher Räume mit einer induktiven Übertragung schon gesetzliche Pflicht. Die DIN EN 60118-4 regelt dabei die genauen Spezifikationen.


Allerdings kann man sagen, dass bei gut korrigierter Raumakustik und einer richtig konzipierten Beschallungsanlage auch Menschen mit Hörgeräten ohne Induktionsfunktion oft keine Probleme mit der Verständlichkeit haben. 

Neue Hörgeräte haben meist keinen Induktionsbetrieb mehr. Dafür verfügen sie aber über eine höhere Audioqualität als bisherige Modelle, was die Verständlichkeit in schwierigen akustischen Umgebungen verbessert.


Bei der Installation einer Induktionsanlage sollte auf eine räumliche Abstimmung zur Beschallungsanlage sorgfältig geachtet werden. Die Induktionsübertragnung kann sonst zu störendem Übersprechen auf die Beschallung führen.




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